Beispiele für Forschungsförderung

Forschungsförderung durch eine Patientenorganisation. Das Beispiel der PRO RETINA und ihrer Stiftung Im Dezember 2019 ist folgender Artikel von Dr. Rainald von Gizycki, Helma Gusseck und Dr. Frank Brunsmann in der Onlineausgabe von „Der Ophthalmologe“ erschienen.

Ein Spezialist für die Sinneszellen im Auge

Der international renommierte Wissenschaftler Volker Busskamp hat die Professur für Degenerative Netzhauterkrankungen an der Universitäts-Augenklinik Bonn angetreten. Die Professur wurde initial als Stiftungsprofessur der PRO RETINA Deutschland von der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn eingerichtet. Professor Busskamp erforscht innovative Ansätze und entwickelt Zukunftskonzepte, wie sich Blindheit verhindern lässt. „Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben und die Einbindung in den Forschungsstandort und die Exzellenzuniversität Bonn“, so Busskamp. Das interdisziplinäre Umfeld, insbesondere die Kollegen und Studenten, die bereits vorhandene und die geplante Infrastruktur sowie die internationale Wahrnehmung seien hervorragend, sodass sein internationales Team translationale Forschungsvorhaben effizient umsetzen könne. „Die direkte Einbindung in die Augenklinik ist ein riesiger Vorteil und eine hohe Motivation, aus experimenteller Forschung neue Therapien gegen Blindheit zu verwirklichen“, sagt der neu berufene Professor.

Seine Forschung konzentriert sich auf Photorezeptoren. Das sind Sinneszellen der Netzhaut, die Licht in elektrochemische Signale umschreiben. Diese Reize werden weiterverarbeitet und ermöglichen unser Sehen. Hochspezialisierte Photorezeptoren haben spezielle Antennen, sogenannte „Äußere Segmente“, welche sehr fragil sind, und bei vielen Erkrankungen des Auges als Erstes absterben. Busskamp befasst sich damit, wie die Struktur und Funktion solcher Photorezeptorzellen durch Genregulation und Optogenetik geschützt sowie wiederhergestellt werden können.

*Proteine aus Algen, Pilzen oder Bakterien helfen Netzhautzellen*

In seiner optogenetischen Forschung schleust der Wissenschaftler lichtsensitive Proteine aus Algen, Pilzen oder Bakterien in Netzhautzellen ein, um sie wieder lichtsensitiv zu machen. „Dieser Ansatz befindet sich bereits in der klinischen Erprobung“, sagt Busskamp. Wenn Photorezeptoren vollständig degeneriert sind, können Zellersatztherapien zum Einsatz kommen. Hierzu zeigt der Wissenschaftler neue Wege auf, wie sich Photorezeptoren aus Stammzellen hocheffizient gewinnen lassen. Um Mutationen zu korrigieren, die zur Degeneration von Photorezeptoren führen, arbeitet Volker Busskamp außerdem daran, Genscheren gezielt und effektiv einzusetzen.

Busskamp ist Diplom-Biotechnologe und hat an der TU Braunschweig, der Universität Genf und der Universität Basel studiert. 2010 promovierte er im Labor von Professor Botond Roska am Friedrich-Miescher-Institut in Basel und schloss sich anschließend der Arbeitsgruppe von Professor George Church an der Harvard Medical School in Boston an. Als Freigeist-Fellow der VolkswagenStiftung baute er ab 2014 erfolgreich seine Nachwuchsgruppe am Zentrum für Regenerative Therapien der TU Dresden auf, bevor er an die Augenklinik der Universität Bonn berufen wurde. Seine Forschung ist in renommierten Journalen veröffentlicht. Der Wissenschaftler hat zahlreiche Forschungspreise und Auszeichnungen erhalten, so zum Beispiel den Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreis 2017 und einen ERC Starting Grant mit einer Fördersumme von 1,5 Millionen Euro.

„Wir freuen uns, mit Professor Busskamp einen international renommierten Wissenschaftler gewonnen zu haben“, sagt Professor Frank G. Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik. „Seine präventiven Ansätze, die Optogenetik und Zellersatztherapien sind sehr erfolgversprechende translationale Konzepte, von denen unsere Patienten hoffentlich bald profitieren können.“

*Stiftungsprofessur von PRO RETINA*

Mit der Stiftungsprofessur von PRO RETINA, die nun von der Medizinischen Fakultät der Universität weitergeführt wird, konnte vor knapp acht Jahren in Bonn die Spezialsprechstunde für Patientinnen und Patienten mit seltenen erblichen Netzhauterkrankungen ausgebaut werden, ein dringend notwendiger wissenschaftlicher Schwerpunkt.

„Wir freuen uns – mit der Berufung von Professor Volker Busskamp – auf die Fortsetzung innovativer Netzhautforschung an der Bonner Universitäts-Augenklinik zum Wohle der heutigen und zukünftigen Patientengeneration“, sagt Franz Badura, Vorsitzender der PRO RETINA Deutschland e. V.

Prof. Dr. Volker Busskamp, Universitäts-Augenklinik Bonn, Tel. (0228) 28 71 36 87, E-Mail: volker.busskamp@uni-bonn.de

Quelle: Pressemitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vom 12.11.2019, https://www.uni-bonn.de/neues/282-2019

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